Esel werden gerne mit Pferden in einen Topf geschmissen. Dabei gibt es neben vielen Ähnlichkeiten auch zahlreiche Unterschiede, die bei der Haltung und Fütterung von Eseln berücksichtigt werden müssen.
Dass Esel zu den Zeitgenossen mit großem Appetit gehören, dürfte bekannt sein. Schaut man sich das Herkunftsgebiet des Esels an, erklärt sich sein Appetit durch das äußert karge Nahrungsangebot in der (Halb-)Wüste.
Die Vorfahren unseres Hausesels durchstreiften auf der Nahrungssuche riesige Gebiete und waren an ein Leben unter kargen Bedingungen angepasst. Daher ist der Esel auch ein exzellenter Futterverwerter. Man schätzt, dass er das Futter um 30 % besser verwertet als ein Pferd.
Die logische Konsequenz: Ein üppiges Nahrungsangebot führt schnell zu gesundheitlichen Problemen wie Verfettung, Hufrehe, Kolik oder Lebererkrankungen. Bei der Rationsgestaltung muss die ursprüngliche Herkunft der Wildesel also berücksichtigt werden.
Heu ist das wichtigste Grundfuttermittel für Esel. Zu bevorzugen ist ein später Schnitt von extensiv bewirtschafteten Flächen. Dieser zeichnet sich durch einen höheren Rohfaseranteil und niedrigeren Energiegehalt aus. Der optimale Schnittzeitpunkt ist unmittelbar nach der Blüte. Ein früher – und dementsprechend eiweißreicher Schnitt – sollte mit Futterstroh oder älterem Heu vermischt werden. Genau wie bei Pferden sollten Silage und Heulage nur in Ausnahmefällen verfüttert werden, z. B. bei Stauballergikern.
Aufgrund ihrer Dickdarmflora können Esel schwer verdauliches Futter wie Stroh sehr viel besser verwerten als Pferde, wie Ingrid Vervuert, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik an der Universität Leipzig, weiß. So reiche im Sommer bei parzelliertem Weidegang die Ergänzung mit Futterstroh, während im Winter eine Kombination aus spät geschnittenem Heu und Futterstroh zu empfehlen sei.
Fresspausen sollten vier Stunden nicht überschreiten. Bedenkt man, dass Esel schnell verfetten, ist dies kein leichtes Unterfangen. Slow Feeder, z. B. Heunetze, verlangsamen die Fressgeschwindigkeit und verlängern die Fresszeit.
Da die hiesigen Weiden für Esel sehr energiereich sind, helfen folgende Maßnahmen gesundheitlichen Problemen vorzubeugen:
Das schrittweise Anweiden im Frühjahr ist selbstverständlich.
Kleehaltige Wiesen sollten gänzlich gemieden werden. Bei Eseln mit Vorerkrankungen ist eine grasfreie Haltung in Erwägung zu ziehen.
Ein Salzleckstein (kein Mineralleckstein) kann Eseln stetig angeboten werden. Für eine bedarfsgerechte Mineralisierung ist jedoch ein Mineralfutter nötig, welches täglich gegeben wird. Da von einer Kraftfuttergabe abgesehen werden sollte, bieten sich pelletierte Mineralfutter an, die pur gefüttert werden können. Ein gutes Mineralfutter ist frei von künstlichen Zusätzen und zugesetztem Zucker.
Bei Eseln stellt Übergewicht ein weitaus häufigeres Problem dar als Unterernährung. Die überdurchschnittlich gute Futterverwertung macht Esel noch empfindlicher gegenüber Stoffwechselerkrankungen als Pferde. Hinzu kommt, dass ihnen selten anzumerken ist, dass sie krank sind. Hier ist ein geschultes Auge gefragt. Warnsignale sind Apathie, Absondern von der Gruppe sowie eine schlechte Futteraufnahme oder Futterverweigerung.
1.Übergewicht, Verfettung und Hyperlipämie
Angesichts der guten Futterverwertung setzen Esel schnell Fettdepots an. Oftmals beginnt die Verfettung am Nacken und setzt sich entlang der Wirbelsäule und über die Rippen fort. Nicht immer sichtbar, lassen sich die Fettpolster doch zuverlässig ertasten. Im fortgeschrittenen Stadium erkennt man einen „Kipphals“ und eine „Rinne“ entlang des Rückens.
Bei der Hyperlipämie handelt es sich um eine ernstzunehmende Fettstoffwechselstörung, die bei stark übergewichtigen Eseln auftreten kann. Dabei reichern sich übermäßig viele Nahrungsfette, sogenannte Triglyceride, im Blut an. Es kommt zu einer Verfettung der Leber, an der das Tier verenden kann.
Auch bei einem zu schnellen Gewichtsverlust (z. B. durch Diät oder Krankheit) werden Fettreserven mobilisiert und überschwemmen den Körper.
Bei schlechter Futteraufnahme sollte daher zeitig der Tierarzt verständigt werden. Prädispositioniert sind außerdem Esel mit Stoffwechselstörungen sowie Stuten im letzten Trächtigkeitsdrittel.
2. Stoffwechselerkrankungen
Das Asine Metabolische Syndrom (AMS) zeichnet sich durch Fettleibigkeit, Insulinresistenz und Hufrehe aus. Die zugrunde liegenden Mechanismen stimmen mit dem Equinen Metabolischen Syndrom überein.
Über die Häufigkeit von PPID (Cushing) gibt es beim Esel keine genauen Zahlen. Die typische Hypertrichose (übermäßiges Fellwachstum) ist beim Esel wegen seines ohnehin schon dichten, langen Fells schwer auszumachen. Die Diagnose erfolgt durch Bestimmung der ACTH-Basalkonzentration im Blut, wobei sich die Referenzwerte vom Pferd unterscheiden.
3. Hufrehe
Das Krankheitsbild der Hufrehe ähnelt dem von Pferden. Jedoch zeigen sich Veränderungen der Hornkapsel erst recht spät, während eine Verlagerung des Hufbeins schon sehr früh stattfinden kann. Bei der Beurteilung von Röntgenbildern müssen die anatomischen Besonderheiten der unteren Gliedmaßen des Esels berücksichtigt werden. Der Vergleich mit einem gesunden Pferdehuf ist zur Einschätzung einer Hufrehe nicht angebracht. Weiterführende Informationen erhalten Sie auf der Seite der DHG.
Ein hervorragendes und natürliches Mittel zur Beschäftigung stellen ungiftige Hölzer dar. Bestens geeignet sind die Äste von ungespritzten Obstbäumen (außer Apfel) sowie Buche, Esche, Birke, Haselnuss, Weide, Weiß- und Schwarzdorn. Nadelbäume sind nicht geeignet, da sie in der Regel nicht gut vertragen werden. Die Aufnahme von Kräutern und Büschen, die ätherische Öle und Gerbstoffe enthalten, ist für Esel in ihrem natürlichen Habitat selbstverständlich.
Das sind vor allem Disteln, die den widrigen Bedingungen der Wüstenrandregionen standhalten. Aber auch Brennnesseln werden gerne gefressen. Die Pflanze kann mit wenig Aufwand geschnitten und angetrocknet werden.
Esel nehmen sogar gezielt spezifische Pflanzen auf. Bei Atemwegsproblemen sieht man sie Spitzwegerich fressen, bei Verdauungsproblemen gieren sie nach Beifuß.
Wer seinem Esel etwas Gutes tun möchte, füttert Kräutermischungen mit einem hohen Bitter- und Gerbstoffgehalt, um die Gesundheit optimal zu unterstützen.
Schmackhaftes Mineralfuttermittel für Esel und Pferde mit der Extraportion Kräuter. Esel erhalten 15 – 20 g je 100 kg Körpergewicht täglich. Zur ganzjährigen Fütterung geeignet.
Quellen
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Vielen Dank für die umfassenden, hilfreichen Informationen! Die Fütterung unserer Esel stellt uns immer wieder vor Herausforderungen bzgl. der Gewichtszunahme.
Ich freu mich so über die Aufnahme von Eselthemen! Ich hatte mir das bei einer Umfrage gewünscht, aber ich war bestimmt nicht die einzige. Großes Dankeschön! Der Artikel ist toll und enthält echt das komplette essentielle Grundwissen in Bezug auf Ernährung. Nur war ich bisher der Meinung dass nachweiden und nachmahdweiden für Esel nicht so günstig ist? Weil geschnittenes / verbissenenes Gras „Stress“ hat und mehr ungesunde Stoffe einlagert. Aber da mag es ja neuere Erkenntnisse geben.
Ich freu mich auch mehr!
Hallo Anja,
vielen Dank für deine Frage. Die Mischbeweidung, z.B. mit Schafen, kommt der Qualität der Weidefläche zugute. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Tiere nicht zu lange auf der Fläche weiden, um Verbiss zu vermeiden. Bei der Nachmahd wird im Anschluss eine Weideruhe von 4-6 Wochen eingelegt, bevor die Fläche wieder beweidet wird.
Alles Gute, dein Dr. Schaette Team