Studien zufolge gehen etwas 80 % aller Hufrehe-Fälle auf Erkrankungen des Stoffwechsels zurück. Früher eher selten, sind das Equine Cushing Syndrom und das Equine Metabolische Syndrom inzwischen eine oft gestellte Diagnose.
ECS ist eine typische Alterskrankheit. Je älter das Pferd, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung auftritt. Schätzungsweise 20 % aller Pferde ab 15 Jahren sind betroffen. Die englische Bezeichnung für ECS ist PPID (pituitary pars intermedia dysfunction).
ECS geht auf eine übermäßige Hormonproduktion in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) zurück. Dort wird ungebremst ACTH (adenokortikotropes Hormon) ausgeschüttet und bringt das hormonelle Gleichgewicht durcheinander.
Dabei handelt es sich um eine Kettenreaktion, die bereits im Hypothalamus beginnt (siehe Abbildung):
Durch die ständige Aktivität der Hypophyse kann sich diese vergrößern. In manchen Fällen bildet sich ein gutartiger Tumor.
Cortisol ist ein Stresshormon, das den Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Infolgedessen steigt der Blutzuckerspiegel und sinken die Abwehrkräfte.
Die Anzeichen für ECS beginnen oft schleichend. Dazu zählen:
Im weiteren Verlauf:
In der Regel wird mittels einer Blutanalyse kontrolliert, ob der ACTH-Wert über einem bestimmten Grenzwert liegt (Achtung: Referenzwerte schwanken über die Jahreszeiten).
Über die Aussagekraft des ACTH-Werts wird jedoch diskutiert, da er nicht 1:1 die Cortisol-Produktion widerspiegeln kann. Als zuverlässigste, aber aufwendigere Methode gilt daher der TRH-Stimulationstest, bei dem der Cortisol-Wert direkt bestimmt wird.
Bei der Diagnose Cushing sollte berücksichtigt werden, dass auch anhaltende Schmerzzustände zu Stress und somit zu einer erhöhten Cortisol-Ausschüttung führen können.
Nicht jedes Pferd mit der Diagnose Cushing ist tatsächlich ein Cushing-Patient. Bei einigen Pferden lassen sich die Symptome nämlich alleinig durch eine Haltungs- und Fütterungs-optimierung beheben. In solchen Fällen spricht man von einem Pseudo-Cushing oder einer Cushing-Symptomatik. Hier herrscht noch Forschungsbedarf.
Cushing ist unheilbar. Über die Optimierung der Haltung und der Fütterung kann aber bereits viel erreicht werden. Heilpflanzen bieten zusätzlich Unterstützung.
Haltung
Allem voran steht die Reduzierung von Stress, da dieser ein zusätzlicher Stimulus für die Cortisol-Ausschüttung ist. Viel Platz, genügend Rückzugsmöglichkeiten, ruhige Fressplätze und eine stabile Sozial-/Gruppenstruktur beugen Stress vor.
Fütterung
Cushing-Pferde sind besonders anfällig für Hufrehe. Durch den erhöhten Cortisol-Spiegel verengen sich die Blutgefäße, was besonders in der Huflederhaut zum Problem werden kann. Auf eine stärke- und eiweißreiche Fütterung sollte daher unbedingt verzichtet werden. Hochwertiges Heu ergänzt mit einem Mineralfutter sowie (begrenzter) Weidegang liefert alle wichtigen Nährstoffe.
Medikation
Die klassische Medizin setzt auf den Wirkstoff Pergolid. Dieser stimuliert die Dopamin-Ausschüttung und soll das hormonelle Gleichgewicht wiederherstellen. Jedoch sind Nebenwirkungen wie Apathie, Inappetenz, Kotwasser und Aggressivität möglich. Ziel sollte daher eine möglichst geringe Dosierung des Medikaments sein.
Heilpflanzen
Eine weitere, sinnvolle Unterstützung bei ECS sind Heilpflanzen. Ob alleinig oder in Kombination mit Pergolid, muss von Pferd zu Pferd entschieden werden.
Vitalisierende Kräuter-Kur, die die zentralen Stoffwechselorgane Leber und Nieren schützt und in ihrer entgiftenden Funktion unterstützt.
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Danke für den Artikel, aber wenn man nicht das Risiko von Hufrehe und des dauernden Unwohlseins des Pferdes (Unmotiviertheit, schlechte Laune, krankes Aussehen,…..) hinnehmen will, kann auf Pergolid nicht verzichtet werden. Man könnte den Eindruck haben, es geht um den Verkauf des Zusatzfutters.
Vielen Dank für Ihre Anregung. Ob und in welcher Menge Pergolid gegeben wird, ist wie beschrieben von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Tiere mit einer milden Symptomatik kommen mit einer Unterstützung durch Kräuter meist gut zurecht. Andere wiederrum, wie Sie schreiben, sind im Wohlbefinden stark eingeschränkt und hier sollte man natürlich nicht auf eine medikamentöse Therapie verzichten. Auch eine Kombination von Phytotherapie und klassischer Medizin hat sich in vielen Fällen bewährt.
Alles Gute, Ihr Dr. Schaette-Team