Für die Weidetiere spielen die Eigenschaften der Pflanzen eine wesentliche Rolle. Energiereiche Wirtschaftsgräser wie das Weidelgras sind durch ihren hohen Zuckergehalt schmackhaft und relativ leicht verdaulich. Die Pferde ziehen sie deshalb den natürlich vorkommenden, züchterisch nicht bearbeiteten, energiearmen und harten Gräsersorten vor.
Viele Kräuter enthalten zudem unangenehm schmeckende chemische Substanzen, die sog. Sekundären Pflanzenstoffe.
Das sind unter anderem:
Diese Stoffe können und sollen zu Unwohlsein und zu Vergiftungen führen. Denn die Pflanzen bilden diese Wirkstoffe, um sich vor dem Gefressenwerden zu schützen. Es sind Abwehrstoffe gegen Fressfeinde.
Pferde teilen unsere Begeisterung für artenreiche Weiden also nur bedingt.
Trotzdem ist es ratsam, Pferde von Weiden mit energiereichen Wirtschaftsgräsern fernzuhalten, um Verfettung, dem Equinen metabolischen Syndrom (EMS) und der Hufrehe vorzubeugen.
Weidelgras-Monokulturen für Hochleistungsmilchkühe sind für Pferde ungeeignet.
Pferde haben im Laufe der gemeinsamen Evolution mit den Pflanzen ihres Lebensraumes gelernt, mit den pflanzlichen Abwehrstoffen umzugehen. Sie haben Entgiftungsfunktionen entwickelt. Sie sind sogar auf vielfältige Weise von den Abwehrstoffen der Pflanzen abhängig geworden.
Diese regen ihren Stoffwechsel und die Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten an, wirken durchblutungsfördernd, immunstimulierend u.v.m.
Diese anregenden Wirkungen machen wir uns zunutze, wenn wir spezielle Pflanzen gezielt zur Stärkung der Gesundheit und als Heilmittel einsetzen (Phytotherapie).
Die pflanzlichen Abwehrstoffe sind mit Vorsicht zu genießen!
Schon im Mutterleib und anschließend als Säugling beginnen Säugetiere den Umgang mit Pflanzenstoffen zu lernen – indem sie deren Gerüche und Geschmäcker mit ihrem Befinden verbinden.
Fohlen begleiten und beobachten ihre Mutter beim Fressen und werden in Zukunft solche Pflanzen bevorzugen, die ihnen guttun und solche möglichst meiden, die ihnen unangenehme Empfindungen bereitet haben.
In Herden kommt hier auch der erfahrenen Leitstute eine wichtige Bedeutung zu.
Weidetiere eignen sich also ein enormes Erfahrungswissen an, um sich vor Erkrankungen und tödlichen Vergiftungen durch pflanzliche Abwehrstoffe zu schützen.
Je früher und intensiver sie Übungsmöglichkeiten haben, umso besser.
Doch das hilft ihnen nicht, wenn sie auf ihrer durch einen Zaun begrenzten Weide nur noch solche Pflanzen finden, die sie zu meiden gelernt haben. Der Hunger wird sie nötigen, diese trotzdem zu fressen. Sie sind nicht mehr in der Lage, sich gesund zu ernähren.
Pflanzenkenntnisse des Menschen schützen Weidetiere vor Schäden!
Eine artenreiche Pferdeweide braucht die volle Aufmerksamkeit des Pferdehalters – kontinuierlich.
Es ist ein grober Fehler und tierschutzrelevant, eine Weide „sauberweiden“ zu lassen. Die Tiere werden dadurch genötigt, sich zu schaden.
Es liegt in der Verantwortung des Pferdehalters, dass auf der Pferdeweide
Solche Maßnahmen sind notwendig, damit sich die gemiedenen Pflanzen nicht immer stärker auf Kosten von geeigneten Futtergräsern und –pflanzen ausbreiten.
Auf Flächen, von denen Heu gewonnen wird, muss man vor allem solche Schadpflanzen entnehmen, die ihre Giftigkeit durch Trocknung nicht verlieren, wohl aber ihren unangenehmen Geschmack, der die Tiere vor ihrer Aufnahme warnen würde (Jakobskreuzkraut, Adlerfarn, Herbstzeitlose).
Voraussetzungen zur Erfüllung des Traumes von einer naturnahen Pferdeweide sind umfangreiches Pflanzenwissen, Einblick in die komplexe Lebensgemeinschaft einer Weide und grundsätzliche Kenntnisse über landwirtschaftliche Weidepflege. Wer sich hierauf einlässt, erschließt sich eine hochinteressante und faszinierende Welt, in der er Tag für Tag Neues entdecken wird.
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