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Weidepflege – Frust vorprogrammiert?

Welcher Pferdehalter träumt nicht von einer artenreichen, ökologisch wertvollen, naturnahen Weide für seine Pferde?
Artgerechte Pferdehaltung ist ohne Weidegang gar nicht möglich. Denn Grünland ist der ursprüngliche Lebensraum und die Nahrungsgrundlage unserer Pferde. Auf Grünland haben sie sich im Laufe der Jahrtausende entwickelt. Ihr Gebiss, der gesamte Verdauungstrakt, Körperbau und Körperfunktionen lassen erkennen, dass sie Pflanzenfresser sind. Auf Grünland finden sie alles, was sie zum Wachsen und Gedeihen und zur Fortpflanzung benötigen. Hier können sie rennen und toben. Und da beginnt es mit der Weidepflege auch schon schwierig zu werden.

 

Hohe Besatzdichte, verdichtete Böden!

Die Pferde selbst gehen mit ihrer Weide nicht pfleglich um. Ihr Bewegungsdrang richtet Schaden an, ebenso der für sie typische, sehr tiefe Verbiss. Das mag auf weitläufigen Weideflächen nicht auffallen. Die vielerorts recht kleinen Pferdeweiden mit ihrem zumeist viel zu hohen Besatz ähneln jedoch oft nach kurzer Zeit einem Hühnerhof: Es wächst kaum noch Gras.

Die Bodenporen, die dafür sorgen, dass den Pflanzen und anderen Bodenlebewesen wie Pilzen und Würmern Luft und Wasser zur Verfügung steht, sind zerstört.

Der Boden ist verdichtet.

Es kommt bei Regen zu Staunässe.

 

Die Weide ist zum Auslauf geworden.

 

Pferde gehen mit ihrer Weide nicht unbedingt pfleglich um - schnell ähnelt sie einem Hühnerhof.

Allenfalls breiten sich die besonders trittfesten, auf verdichtete Böden spezialisierten Pflanzen aus: Breitwegerich, Vogelknöterich, strahlenlose Kamille und Gänsefingerkraut.

Erste und unabdingbare Weidepflegemaßnahme ist demnach die Anpassung der Besatzdichte. Das ist auch in Bezug auf die Ansteckungsgefahr mit Magen-Darmwürmern die wichtigste Maßnahme.
Wie viele Pferde pro Hektar (ha) Weide erfahrungsgemäß gehalten werden können, ist von vielen Faktoren abhängig und wird in Großvieheinheit (1 Pferd von 500 kg Lebendgewicht) pro Hektar (GV/ha) angegeben. Für ganzjährig genutzte Standweiden mit fetten, tiefgründige Böden sind es i.d.R. zwei GV/ha.

Gerade bei vielen Pferden auf den Koppeln ist die Weidepflege nicht einfach.

Ganzjährig genutzte Standweiden mit mageren, nährstoffarmen Böden verkraften meist nur 0,3-0,6 GV/ha.

Dabei sind magere Weiden deutlich artenreicher, ökologisch wertvoller und für unsere Pferde besser verträglich, da sie wesentlich energieärmer und wirkstoffreicher sind.

Weidepflege erfordert Fachwissen!

Eine Weide ist eine komplexe Lebensgemeinschaft aus:

  • Pflanzen (Gräser-, Kräuter- u. Straucharten)
  • Klein- und Kleinstlebewesen (Kot-zersetzende Käfer, Regenwürmer, Insekten, Schnecken etc.)
  • Weidetieren (kleine und große Wiederkäuer u. Pferde mit unterschiedlichen Vorlieben, Verträglichkeiten, Fresstechniken)

Auf diese Lebensgemeinschaft nehmen viele Faktoren Einfluss:

  • Bodenbeschaffenheit (Sand, Lehm, Humus etc.)
  • Bodenprofil (Hang- u. Steillagen, Senken etc.)
  • Klimatische Faktoren (Niederschläge, Dürre-, Hitze- u. Frostperioden, Höhenlage, Besonnung, Schatten etc.)
  • Nutzungsart (Standweide, Umtriebsweide, Mähweide etc.)
  • Pflegemaßnahmen (Düngung, Mähzeitpunkt und -häufigkeit, Mähtechnik etc.)

Insbesondere Klimafaktoren ändern sich ständig, was die gesamte Gesellschaft der Lebewesen zwingt, sich jeweils neu anzupassen. Dabei sind die Nachteile des einen die Vorteile des anderen. Zurzeit ist Dürre- und Hitzeresistenz gefragt. Zypressenwolfsmilch, Kleiner Wiesenknopf, Skabiosen-Flockenblume, Hasenklee, Feldthymian, Johanniskraut und Echtes Labkraut verbreiten sich. Feuchtigkeitsliebende Pflanzen wie das Zottige Weideröschen, Mädesüß, die Kohlkratzdistel und der Kriechende Hahnenfuß gehen zurück.

Eine artenreiche Pferdeweide entsteht leider nicht von selbst.

Der Traum von der artenreichen Pferdeweide, auf der sich unsere Pferde gesund ernähren, erfüllt sich nicht zwangsläufig, indem man aufhört, eine bisher intensiv genutzte Weide zu düngen und sie sich selbst überlässt.

Auch mit der Einsaat eines kräuterreichen Saatgutes ist die ideale Pferdeweide nicht garantiert.

Extensive Pferdeweiden bleiben i.d.R. arbeitsintensiv, je kleiner die Fläche und je höher der Besatz umso mehr.

 

Lesen Sie gerne den zweiten Teil zu unserem Blogbeitrag der Weidenpflege: Weiden will gelernt sein.


Artikel von Dr. med. vet. Cäcilia Brendieck-Worm
Tierärztin und Heilpflanzenexpertin
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Kommentare

Eine Antwort zu “Weidepflege – Frust vorprogrammiert?”

  1. Guido Hoss sagt:

    Hallo, wir haben einen alten Acker(4200m²) in Spanien, wo viele kl. Schnecken drauf sind. Der sollaufbereitet werden für 4 Pferde. Es soll Weidegras ausgesät werden, doch vorher müssen die kl. Schnecken weg. Was für Möglichkeiten haben wir? Es sind keine Naktschnecken. Der boden ist sand und lehmhaltig. Würde Kalk was bringen?
    MFG
    Guido Hoss

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